Herz, prüf dich, ob du dankbar bist
Originaltitel: O gläubig Herz, gebenedei
1. Herz, prüf dich, ob du dankbar bist / und Lob gibst deinem Herren! / Bedenk, dass er dein Vater ist, / de du allzeit sollst ehren. / Weil du doch keine Stund ohn ihn / mit aller Sorg in deinem Sinn / dein Leben kannst ernähren.
2. Er ist‘s, der dich von Herzen liebt / und sein Gut mit dir teilet, / dir deine Missetat vergibt / und deine Wunden heilet, / dich wappnet zum geist-lichen Krieg, / dass dir der Feind nicht obenlieg / und deinen Schatz zerteile.
3. Er ist barmherzig und sehr gut / den Armen und Elenden, / die sich von allem Übermut / zu seiner Wahrheit wenden; / er nimmt sie als ein Vater auf / und gibt, dass sie den rechten Lauf / zur Seligkeit vollenden.
4. Wie sich ein treuer Vater neigt / und Guts tut seinen Kindern, / also hat sich auch Gott erzeigt / allzeit uns armen Sündern; / er hat uns lieb und ist uns hold, / vergibt uns gnädig alle Schuld, / macht uns zu Über-windern.
5. Er gibt uns seinen guten Geist, / erneuert unsre Herzen, / dass wir voll-bringen, was er heißt, / ob‘s auch dem Fleisch macht Schmerzen. / Er hilft uns hier mit Gnad und Heil, / verheißt uns auch ein herrlich Teil / von den ewigen Schätzen.
6. Nach unsrer Ungerechtigkeit / hat er uns nicht vergolten, / sondern erzeigt Barmherzigkeit, / als wir verderben sollten. / Mit seiner Güt und Freundlichkeit / steht er für alle die bereit, / die ihm von Herzen hulden.
7. Was er nun angefangen hat, / das will er auch vollenden; / doch so, dass wir nach seinem Rat / uns opfern seinen Händen, / von Herzen gern, mit allem Fleiß, / hoffend, er wird zu seinem Preis / all unsern Wandel wenden.
8. O Vater, steh uns gnädig bei, / weil wir sind im Elende, / dass unser Tun aufrichtig sei / und nehm ein gutes Ende; / o leucht uns mit deim hellen Wort, / dass uns an diesem dunklen Ort / kein falscher Schein verblende.
9. O Gott, nimm an zu Lob und Dank, / was wir einfältig singen, / und gib dein Wort mit freiem Klang, / lass es durch die Herzen dringen. / O hilf, dass wir mit deiner Kraft / durch recht geistliche Ritterschaft / des Lebens Kron erringen.
T: Michael Weise 1531,
Jüterbog 2012
M: bei Michael Praetorius 1609